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Purismus, aus dem Adjektiv pur (lat. purus = rein, unverfälscht, ehrlich) bedeutet in der Ästhetik ein Schwergewicht auf dem Klaren, Genauen, Regelmäßigen, auch Unverfälschten. Puristische Strömungen folgen oft auf Wellen des Manierismus und des Eklektizismus, die zum Beispiel ein Überborden des Ornamentalen mit sich bringen.
Im engeren Sinn ist der Purismus eine Richtung der Kunst und Architektur des 20. Jahrhunderts. Sie wurde von Amédée Ozenfant und Charles-Edouard Jeanneret (Le Corbusier) 1918 mit dem Manifest Après le cubisme (Nach dem Kubismus) gegründet.
Die Puristen strebten eine einfache funktionale Malerei und Bauweise an, in der sich Ästhetik und Maschinenwelt vereinigen sollen. Auf rationaler Grundlage sollten einfache geometrische Formen mit maschineller Präzision verwendet werden. Sie schätzen den Goldenen Schnitt als ideale Proportion. Rein dekorative Elemente lehnten sie ab.
Ähnlichkeiten mit dem Purismus hat der Minimalismus.
Minimalismus in der Architektur
Der Minimalismus ist ein Architekturstil, der sich im Wesentlichen durch seine einfache Formensprache und durch den Verzicht auf Dekorationselemente auszeichnet. Die Ursprünge liegen in der Architekturmoderne der 1920er Jahre und bis heute bildet der Minimalismus die Entwurfsgrundlage für viele zeitgenössische Architekten.
Die Anwendung einer minimalistischer Sprache ist im Grunde keine Erscheinung der modernen Architektur sondern war schon in der Vergangenheit vorhanden. In vielen Epochen der Architekturgeschichte waren die Baumeister und Architekten bestrebt, den Bauwerken eine Formreinheit und klare Geometrien zu geben. So fehlten bereits bei der Konstantinbasilika in Trier in der Spätantike die Dekorationselemente. Im 19. Jahrhundert entwarfen Friedrich Schinkel, Leo von Klenze und andere Vertreter dieser Zeit Gebäude mit reduzierten Gebäudeformen.
In der Moderne werden einfache und zweckmäßige Formen stilbildend. Besonders bekannt für eine reduzierte Formensprache sind hier z.B. Ludwig Mies van der Rohe oder Luis Barragan. Der Minimalismus der Moderne versucht sich auch als Geisteshaltung zu etablieren. So will er als „Neue Einfachheit“ verstanden werden und sieht sich selbst als Gegenspieler der Organischen Architektur und des Dekonstruktivismus.
Die Gebäudeformen sind stark reduziert und weisen oft kubische Formen auf. Angestrebt werden eine Formreinheit und Geometrismus. Als Baustoffe werden Glas, (Sicht-) Beton, Stahl und Naturstein verwendet. Der Architekturstil kann sich für den Betrachter nicht immer eindeutig von anderen Stilrichtungen abheben, da die Grenzen zu den modernen Stilrichtungen häufig fließend sind und so die Unterschiede nur bei genauer Betrachtung feststellbar sind.
Die Stilrichtung des Minimalismus, die sich in den 1960er Jahren in Malerei, Architektur und Design durchsetzte, steht für extreme ästhetische Reduktion der gestalterischen Mittel und ist primär als Reaktion auf die überladenen Stilvorgaben vergangener Jahrzehnte zu verstehen. Der Minimalismus der Gegenwart hingegen ist großzügiger geworden. Weiß zählt nicht mehr als alleingültige Farbe dieser Gestaltungswelt. Genauso denkbar sind dezente Grau und Beigetöne. Reduzierte Form- und Farbwahl spielt eine entscheidende Rolle bei minimalistischen Gestaltungen.
Funktionalismus (Design)
In Architektur und Design versteht man unter Funktionalismus das Zurücktreten rein ästhetischer Gestaltungsprinzipien hinter den die Form bestimmenden Verwendungszweck des Gebäudes oder des Geräts. Daher stammt der berühmte Ausspruch „Form follows function“ („die Funktion bestimmt die Form“) von Louis Sullivan, der der populären Auffassung entsprang, eine zeitgemäße Schönheit in Architektur und Design ergebe sich bereits aus deren Funktionalität.
Die Anfänge dieser Auffassung reichen zu den ästhetischen Theoretikern des 19. Jahrhunderts zurück (Lotze, Semper, Greenough), werden in Deutschland jedoch erst mit der Gründung des Deutschen Werkbundes unter den Schlagworten Sachlichkeit und Zweckform in den Rang einer künstlerisch ernstzunehmenden Gestaltungsweise erhoben.
Der Funktionalismus erlangte nach dem Ersten Weltkrieg und nach dem Zwischenspiel des Expressionismus unter dem Begriff Neues Bauen, Bauhausstil oder Neue Sachlichkeit als gestalterisches Prinzip erneut größere Beachtung. In Schweden setzte sich der Funktionalismus u.a. infolge der Stockholmer Ausstellung von 1930 und des Manifests acceptera ab den 1930er Jahren durch.
Zum wirklich allgemeinverbindlichen Inbegriff modernen Bauens wurde der Funktionalismus in Deutschland jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg und hat auf diese Weise die Architektursprache des Wiederaufbaus weitestgehend geprägt. Seit Beginn der 1970er Jahre gerät die formale Armut und Unwirtlichkeit der funktionalistischen Planungen (der „Zweckbau“) zunehmend in das Feld öffentlicher Kritik, weshalb die Postmoderne in den 1980er Jahren dem Funktionalismus schließlich völlig neue Gestaltungsprinzipien entgegenzusetzen versuchte. In der gewerblichen und Industriearchitektur wie auch bei öffentlicher Infrastruktur ist Funktionalismus – allein aus Finanzierungsfragen heraus – aber immer vertreten geblieben.
Eine erneute Aktualität als Gestaltungsprinzip erlangt der Funktionalismus in der Architektur in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre, nach dem Abebben des sogenannten Dekonstruktivismus. In der Architektur abseits der Repräsentationsbauten wird der Ansatz im Laufe der letzten Jahrzehnte wieder dominierend. Strömungen wie Nachhaltiges Bauen sind über das Streben nach minimalem Ressourcen-Einsatz einem funktionalistischen Grundzug ebenso zugeneigt wie Energieeffizientes Bauen, in dem die Formgebungen technischen Maßgaben von Wärmeisolierung, Besonnung und ähnlichem folgt. Dasselbe gilt für materialbezogene Fachrichtungen wie den modernen Holzbau oder Lehmbau, oder Standortalternativen wie Bauen am Wasser.